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Howl.

Holy the supernatural extra brilliant intelligent kindness of the soul!

Allen Gisberg, Howl

Howl ist ein Gedicht von Allen Ginsberg, das 1955 zum ersten Mal vorgetragen wurde. Gewidmet ist es Ginsbergs Freund Carl Solomon – ein Schriftseller, der aufgrund von psychischen Erkrankungen Lobotomien erhalten haben soll. Das Gedicht besteht aus drei Teilen und einer Fußnote. Das Zitat oben stammt aus der Fußnote, in der Ginsberg alles Schöne und alles, was ihm schadet und was er ablehnt, aber auch alles, was gesellschaftlich geächtet wird, für heilig erklärt.

Thematisch beschäftigt sich Howl unter anderem mit Drogensucht, Kriegen, Kunst – besonders Jazz -, Homosexualität und dem „Moloch“ – dem Leben in der Großstadt und dem Kapitalismus. Auch das Thema psychische Erkrankungen spielt eine zentrale Rolle. So wird Allen Ginsbergs Mutter, die mehrere Suizid-Versuche unternommen hat und die ebenfalls psychisch krank war, mehrfach erwähnt.

Howl war das erste Free-Verse-Gedicht, das ich gelesen habe. Free Verse bedeutet: Das Gedicht hat kein Versmaß und kein Reimschema. Ginsberg hat stattdessen „die Länge eines Atemzugs“ als Versmaß vorgesehen. So soll man, bevor man einen Satz laut liest, einatmen und beim Sprechen ausatmen. Das Gedicht vorzutragen wird so zu einer Art „meditativer Praxis“ – eine Idee, die ich spannend finde.

Howl hat mich sehr beeindruckt, weil ich, bis ich es circa 2011 zum ersten Mal gelesen habe, kein Gedicht kannte, das psychisch Kranke, Süchtige, Menschen, die keinen klassischen Rollenvorstellungen entsprechen und die zur damaligen Zeit am Rande der Gesellschaft standen, in den Mittelpunkt stellt. Und nicht nur das: Howl feiert diese Menschen und spricht sie dann auch noch heilig, während Menschen, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft, Konventionelles, Althergebrachtes und natürlich auch der Kapitalismus als oppressiv verurteilt werden.

Ich fand es stark, dass Ginsberg – selbst homosexueller Künstler der, wie oben geschrieben, schon früh in Kontakt mit psychischen Erkrankungen gekommen ist – diese Perspektive eingenommen hat – insbesondere im Kontext der 1950er-Jahre. Man muss nämlich bedenken, dass diese Art der Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zum damaligen Zeitpunkt noch sehr ungewöhnlich war. Schon allein dadurch kann die Veröffentlichung von Howl als absoluter Akt der Rebellion verstanden werden. Dazu ist Howl aber auch ein Bekenntnis zur Menschlichkeit, aus dem meiner Ansicht nach viel Empathie spricht.

Klingt spannend? Howl kannst du hier komplett lesen.

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