„Meine Güte, ist das wieder voll heute Morgen. Und ausgerechnet heute habe ich verschlafen. Nicht einmal Zeit für den zweiten Espresso gehabt heute. Da geht der Tag schon beschissen los. Und wieso ist es hier IMMER, jeden verdammten Morgen, so voll? Man könnte doch glauben, dass sie das irgendwann mal selbst merken und weitere Züge einsetzen. Aber nein. Das wäre ja zu einfach. Wir warten einfach ab, bis wir, die Leute, die sich hier jeden Morgen diesen riesigen Abfuck antun müssen, irgendwann auf die Barrikaden gehen. Die ganze verdammte Bahn muss eigentlich …
Ach Scheiße, hab ich vergessen, mein Handy zu laden heute Nacht?! Ach, fuck. Das kann heute ja nur ein beschissener Tag werden. Und, da fällt mir ein – Philippe ist heute auch im Office. Gar keine Lust. Der fragt bestimmt wieder nach der Präsentation zum SEO Traffic im letzten Quartal. Habe ihm schon fünf Mal gesagt, dass ich einfach zu viel anderen Kram auf dem Schreibtisch habe. Ich kann auch nicht alles machen in diesem Kackladen. Ah, ein Sitzplatz wird frei. „Excusez-moi, Madame, darf ich mal durch, bitte?“. Komisch, dass drei von vier Sitzen auf diesem Vierer komplett frei sind in der vollgestopften Bahn, aber ganz ehrlich: Ich will einfach nur sitzen und kurz meine Augen zumachen, bevor ich gleich zehn Stunden lang auf meinen Bildschirm starre, während Philippe mich anschreit.
Nur kurz die Augen zumachen und … Okay. Whoa. Warum starrt diese Frau mich an? Die hat aber einen ganz schön durchdringenden Blick … Egal. Ich ignoriere das einfach und mache die Augen einfach wieder … Okay. Okay, Lady. Kein Grund, sich jetzt neben mich zu setzen, nachdem wir ungefähr eine Viertelsekunde Augenkontakt hatten, aber okay. Ist das der Grund, warum niemand sonst auf diesem Vierer saß? Ist die Madame ein wenig folle, oui? Ach, Scheiß drauf, ich stehe jetzt nicht auf, nur weil sich eine verrückte Alte neben mich setzt. Nur kurz die Augen schließen … Nur ganz kurz …
Ah, Moment, das ist mein Stopp. Wo ist die Madame hin? Egal, ich muss jetzt hier raus … „Excus- …“ – Moment mal! Was ist das für ein Zettel unter meinem Bein?! Der lag doch vorhin noch nicht da, als ich mich hingesetzt habe?! Oh, shit …“
