"Bevor ich dieses Milchshake zubereite, muss ich wissen, ob sich die Jungs in meinem Vorgarten nützlich machen und den Rasen mähen werden, oder ob sie nur rumstehen werden wie Idioten."
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Milkshake.

"Bevor ich dieses Milchshake zubereite, muss ich wissen, ob sich die Jungs in meinem Vorgarten nützlich machen und den Rasen mähen werden, oder ob sie nur rumstehen werden wie Idioten." Ein Beitrag, der von diesem Tweet inspiriert ist.

Ein Stimmengewirr dringt dumpf durch die Küchenwände. Es klingt ein bisschen wie ein Bienenstock, ein Summen und Brummen erfüllt den Raum. Einzelne Wortfetzen wabern ins Innere der Küche. „Ich weiß ganz genau, was sie wollen“, denkt Max und seufzt leise, während sie sich auf der schweren Arbeitsplatte aus dunkler Eiche abstützt. Vorsichtig schiebt sie mit zwei Fingern die geschlossene, ehemals weiße, jetzt gelblich angelaufene Jalousie, die das Innere der Küche vor Blicken aus dem Vorgarten schützt, auseinander. Sie seufzt erneut, denn der Blick durch den Jalousieschlitz zeigt: Schuhpaare.

Schwarze, meistens weiße, manchmal auffälligere, rote, neongrüne Sneaker sind auf dem akkurat geschnittenen Grün des Vorgartens zu sehen. Die Füße, die in den Sneakern stecken, wippen ungeduldig auf und ab. 16, 17, nein – 18 Paar zählt sie und schüttelt den Kopf. Die dazugehörigen Beine in Shorts oder Jeans oder Stoffhosen bewegen sich von rechts nach links über den Rasen, der an einigen Stellen schon ganz plattgetrampelt aussieht.

Voller Verbitterung zieht Max die Mundwinkel nach unten und lässt die Jalousie zurückschnappen – eine Entscheidung, die sie sofort darauf bereut. Denn die macht ein lautes, deutliches „SCHNAPP!“. Das Geräusch erfüllt den Raum und bahnt sich seinen Weg durch die dünnen Wände der Küche nach draußen. Das leise Gemurmel, das im Garten gerade noch zu hören war, verstummt schlagartig.

Bevor Max reagieren kann, verändert sich die Geräuschkulisse im Vorgarten. Ein gequältes Stöhnen geht durch die Reihen und fast gleichzeitig zischt und wiederholt die Menge im Chor: „Milchshake! Milchshake!! MILCHSHAKEE!!!“. Es ist zu spät. Die Zombies wissen jetzt, dass jemand in der Küche ist.

Max hats verkackt, das muss sie sich eingestehen. Nun denn. Wir müssen das Beste aus der Situation machen. Schluss mit dem Versteckspiel.

„Scheiße“, stößt sie hervor und zieht ruckartig an der ebenfalls gelblich angelaufenen Kordel, die die Jalousie nach oben und unten bewegt. Die schnellt nach oben.

Mit weit aufgerissenen Augen wirft sie einen Blick durch das Küchenfenster und erkennt nun das gesamte Ausmaß der Vorgarten-Invasion. Eine ganze Horde trampelnder, nach Milchshakes schreiender Zombies steht da. Ausdruckslose, teilweise aus den Höhlen hängende Augen, ungesund grünlich-grau gefärbte Haut, einigen fehlt ein Arm, ein Ohr, einer hat eine klaffende Wunde in der Brust. Andere tragen Überreste von T-Shirts mit Jack&Jones-Aufdruck. „MIIIILCHSHAKE! MILCHSHAKEEE!!! MILCHSHAKE!!!“, dröhnt es unheilvoll im Chor.

Als die Zombies Max am Fenster erblicken, bewegt sich die Masse langsam, ganz langsam in ihre Richtung. Mit Schwung stößt Max das Fenster auf. „Auf geht’s, ihr Wichser!“, ruft sie, greift gleichzeitig zum Standmixer unter der Küchentheke und hält ihn anschließend wie eine Uzi vor ihre Brust. Die Säcke mit Erdbeeren und Bananen türmen sich im Hintergrund auf.

„Siri! Spiel ‚Milchshake‘ von Kelis!“ delegiert sie in herrischem Ton. Als die ersten Töne des Songs durch den Vorgarten schallen, werden auch die Stimmen vor dem Fenster lauter: „MILCHSHAKEEEEE!!!“, „MILCHSHAKEEEE!!!!!!“.

Max schmeißt eine Handvoll Erdbeeren in den Mixer, kippt Milch und Sahne hinein, fügt eine große Kugel Vanilleeis hinzu und betätigt den Kippschalter. Song und Rufe vermischen sich jetzt mit dem BRRRRRRRRRRRRRR des Mixers. „Mit Hafermilch! Haaaaafermilch!!! HAAAAFERMILCH!!!!“, schallt es aus einer Ecke. „NEIN! MANDEL!!!“. Gequält verdreht Max die Augen. Das wird ein langer Tag.

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